Angesichts des erneut steigenden Infektionsgeschehens der Pandemie haben die leitenden Geistlichen der evangelischen Kirchen in Niedersachsen und der katholischen Bistümer am Montag eine gemeinsame Erklärung abgegeben.
In einer gemeinsamen Pressekonferenz im Leibnizsaal der Neustädter Hof- und Stadtkirche in Hannover stellten Landesbischof Ralf Meister, zugleich Ratsvorsitzender Konföderation der evangelischen Kirchen in Niedersachsen, und Dr. Heiner Wilmer, Bischof des Bistums Hildesheim, die Erklärung vor. „Die Corona-Pandemie ist eine gesundheitliche, soziale und ökonomische Katastrophe ungeahnten Ausmaßes“, sagte Bischof Wilmer zu Beginn. Die Stärke der Kirchen liege nun in der tatkräftigen Unterstützung von Menschen, die Hilfe benötigten, sowie der seelsorgerlichen Begleitung.
Bischof Wilmer rückte dabei den besonderen Augenmerk auch auf das Sterben. „Alte, kranke und sterbende Menschen“ sollten nicht alleine gelassen werden. Landesbischof Meister sagte: „Wir befinden uns heute in einer anderen Situation als im März: Wir können auf sieben Monate Erfahrung mit der Pandemie zurückgreifen. Wir wissen, welche Schutzmaßnahmen wirkungsvoll sind, es stehen Masken und Schutzkleidung zur Verfügung. Von daher stehen uns Möglichkeiten zur Verfügung, damit Angehörige und Seelsorgerinnen und Seelsorge Kranke und Sterbende auch in dieser Krisensituation begleiten können.“
Meister stellte zudem die besondere Bedeutung der gemeinsamen ökumenischen Erklärung aller Bischöfe in Niedersachsen heraus. „Davon hat es bisher nicht viele gegeben.“ Es sei ein „deutliches Signal“, die Bewältigung der Pandemie sei ein gesamtgesellschaftliches Projekt in dem keine neuen Grenzen gezogen werden dürften. „Die Erklärung der niedersächsischen Bischöfe will keine Interpretation der aktuellen Corona-Verordnung sein. Sie will ein Zeichen des Trostes und der Hoffnung setzen. Unsere Gesellschaft darf nicht in der Furcht gefangen bleiben, denn das ist für eine Demokratie keine Option. Es muss für uns alle darum gehen, dass in der Pandemie keine Menschen ausgegrenzt werden, sondern dass wir einander aus Liebe helfen.“
Beide Bischöfe plädieren dafür, auch die jungen Menschen in dieser Notlage nicht aus dem Blick zu verlieren. Schulen und Kindertagesstätten könnten auf den Lernerfahrungen der vergangenen Monate auf einer ganz anderen Basis offengehalten werden als noch zu Beginn der Pandemie. Bischof Wilmer nannte die politischen Entscheidungen zur Pandemie weiterhin „schwierig und hochkomplex“. Wer zuviel lockere, gefährde Menschen. „Wer zu wenig lockert, gefährdet wirtschaftliche Existenzen und riskiert soziale Folgeschäden, etwa durch Arbeitslosigkeit, Vereinsamung, Krankheit oder kaum aufzuholende Bildungsdefizite.“
Mit Blick auf die Gottesdienste wiesen die leitenden Geistlichen auf den bereits mitgetragenen Eingriff in die Religionsfreiheit hin. Die im Dienste des Infektionsschutz erteilten Auflagen trügen die Kirchen in Solidarität mit allen Menschen in der Gesellschaft, sagte Wilmer. Die Gemeinden, so Landesbischof Meister, hätten in den vergangenen Monaten mit großer Verantwortung die notwendigen Hygienekonzepte entwickeln und umsetzen können, um die Kirchen weiterhin mit der gebotenen Vorsicht offenzuhalten. Dies gelte weiterhin. Auch und gerade zu Weihnachten, wie beide Bischöfe betonten. „Weihnachten ist das Fest der Hoffnung“, sagte Wilmer, „und der Mensch hat ein Grundrecht auf Hoffnung.“ Auch wenn die Weihnachtsgottesdienste in diesem Jahr aller Voraussicht nach vor allem draußen stattfänden und kürzer ausfielen, „werden wir in diesem Jahr vielfältiger und kreativer feiern als je zuvor“, sagte Meister.